Zugegeben: Der ursprüngliche Plan war ein Roadtrip nach Griechenland. Wir wollten Serbien sehen und Albanien. Mazedonien, Kosovo, Montenegro, Bosnien, Kroatien. Übrig geblieben sind nur die letzten drei – und das war auch ganz gut so. Heute erzähle ich euch unsere kleine Roadtrip-Story, was wir alles gesehen und erlebt haben in den zehn Tagen. In einem separaten Post gebe ich euch außerdem ein paar Tipps für eure eigene Reise in den Balkan – alles rund ums Packen, Essen, Fahren und was es sonst so zu beachten gibt. Denn eines kann ich euch jetzt schon sagen: Egal, welche Strapazen auf einen warten mögen, es lohnt sich auf jeden Fall!
Sarajevo / Bosnien
Sieben Stunden sollen es sein bis nach Sarajevo, das meinte zumindest Google Maps. Sieben Stunden? Finden wir okay. Nach Tirol sind es auch sieben Stunden und wenn wir zu dritt sind, kann zumindest immer eine Person schlafen. Unser Plan war es, zwischen drei und vier los zu fahren, in Jajce zu frühstücken und dann gegen Mittag in Sarajevo anzukommen.
Glücklicherweise riet uns mein Vater, möglicherweise schon zwischen Mitternacht und eins zu starten, da der Stau zwischen Slowenien und Kroatien vor allem an einem Samstag sehr intensiv sein könnte. Den Rat haben wir angenommen und trotzdem. Long Story short: Statt den angeblichen sieben Stunden haben wir ganze 14 Stunden gebraucht und waren bei der Ankunft doch ganz schön fertig.
Der Orient ganz nah
Bis auf die anstrengende Anreise war der Aufenthalt in Sarajevo aber perfekt und kann wirklich jedem schwer empfohlen werden. Die Stadt ist einfach ganz anders als die Orte hier, man fühlt sich gleich wie in einer anderen Welt. Wir hatten das Glück, ein wunderschönes Apartment mit perfektem Blick über die Stadt zu haben, es gibt aber auch andere Wege, dies zu genießen: Ein kleiner Spaziergang auf die Gelbe Bastion. Etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen mitnehmen und einem perfekten Picknick bei Sonnenuntergang steht nichts mehr im Wege.
Apropos andere Welt: Was natürlich auch dazu beiträgt, sind die täglichen Gesänge, die von den zahlreichen Minaretten klingen. Um drei in der Früh ging es los, was jetzt mal ein wenig… schrecklich klingen mag. Aber irgendwie gehört es einfach zu dem kompletten Flair der Stadt und hat einfach gepasst. Bei Sonnenuntergang war es von unserem Balkon aus besonders schön.
Bosnischer Kaffee und frische Shisha
Was wohl für jede Stadt gilt, stimmt auch in Sarajevo: Einfach mal durch die Stadt schlendern und die Atmosphäre genießen. Selbst das typische “Souvenir-Shopping” hat Spaß gemacht, da die Altstadt an einen türkischen Basar erinnert. Einmal wurden wir von einem extrem starken Platzregen erwischt und sind auf der Suche nach einem Café in einer Shishabar gelandet. Abgesehen von dem bosnischen Kaffee, den wir dort tranken (Bilder oben), haben wir auch eine “frische Shisha” probiert – und obwohl zumindest zwei von uns keine großen Shisha-Liebhaberinnen sind, können wir diese Art doch irgendwie weiterempfehlen: Denn die frische Orange, die dafür verwendet wird, gibt dem Dampf einen komplett neuen Geschmack.
Tjentiste Kriegsdenkmal
Schon etwas außerhalb von Sarajevo, etwa eine Autostunde entfernt, befindet sich das Tjentiste Kriegsdenkmal. Leider wurde da gerade alles umgegraben und bebaut, als wir ankamen und ist daher aktuell wohl nicht ganz so empfehlenswert. Wenn ihr diesen Post aber erst in ein paar Monaten lest bzw. euren Trip erst in der ferneren Zukunft plant, ist auch dieses Denkmahl einen Abstecher wert!
Auch wenn es noch so viel mehr zu erzählen gäbe, kürze ich den Post jetzt ab, in dem ich euch eine kurze Liste mit Dingen mit auf den Weg gebe, die ihr auf keinen Fall verpassen dürft. Und dann geht es auch schon weiter nach Montenegro.
To-Do in Sarajevo
- Den Muezzins lauschen (wirst du sowieso gezwungenermaßen)
- Durch die super-süße Altstadt schlendern
- Bosnischen Kaffee trinken
- Für Shisha-LiebhaberInnen: eine Shisha mit frischer Orange probieren
- Sesamringe (und Burek) aus einer Bäckerei essen
- Den Ausblick von der Gelben oder Weißen Bastion genießen
- Zumindest eine Moschee besuchen
Kurzer Abstecher zum Klinje See
Falls euch euer Weg zufällig auch zum Klinje See führt: Unbedingt stehen bleiben und das frische Gebirgswasser genießen. Er mag zwar gleich neben der Hauptstraße gelegen sein, aber er ist wunderschön, rein und perfekt für eine kurze Abkühlung während einer längeren Autofahrt.
Wir sind dort in der Sonne gelegen, haben gepicknickt und uns danach wieder auf den Weg gemacht. Leider in die “falsche” Richtung, denn auch wenn sowohl Google Maps, als auch die Straßenkarten, die wir hatten, uns zu der südlicheren Grenze geführt haben, durften wir diese nicht passieren. Es hieß daher: Alles wieder zurück und drei Autostunden verlieren. Dafür hatten wir die Ehre, diesen hübschen See gleich noch einmal zu sehen.
Durmitor Nationalpark / Montenegro
Wohl das Highlight unserer Reise: Durmitor Nationalpark in Montenegro. Ja, auch diese Anreise hat uns doppelt so viel Zeit gekostet als gedacht (daran waren aber allerdings wie gesagt die Grenzwächter Schuld, mehr dazu gibt’s dann im nächsten Post), aber, oh, es war es auf jeden Fall wert!
Plužine: sanfte Hügel und goldenes Licht
Den ersten magischen Moment haben wir gleich bei der Anreise erlebt. Wo genau können wir gar nicht mehr richtig sagen, aber laut GPS war es irgendwo bei Plužine, auf einer Anhöhe. Das Land dort war ganz weich und wunderschön und die Sonne geradezu perfekt. Die Golden Hour hat übernatürlich lange angedauert und alles in ihr goldenes Licht getaucht.
Savin Kuk: Weitblick vom höchsten Berg im Durmitor Nationalpark
Auch wenn wir keine wahnsinnigen Wanderleute sind: Wir hatten uns trotzdem vorgenommen, den höchsten Berg in der Umgebung, den Savin Kuk zu erklimmen. Das Internet hat uns an dieser Stelle ein wenig angeschwindelt: Angeblich soll der Aufstieg “einfach, perfekt für AnfängerInnen” sein. Ganz so war es nicht (zumindest nicht unserer Meinung nach), aber der beschwerliche Aufstieg hat sich auf jeden Fall bezahlt gemacht! Das frische Quellwasser, der Ausblick, die Ruhe und vor allem das Gefühl, etwas erreicht zu haben sind unvergleichbar.
Trotzdem ein kleiner Tipp an dieser Stelle: Besser so gehen, dass ihr noch vor vier am Gipfel seid. Denn wenn ihr von einem Unwetter überrascht werdet, habt ihr so noch die Chance, mit dem Sessellift ins Tal zu fahren. (Ja, uns ist das passiert und der Sessellift hatte bereits geschlossen. Das war dann kurz leichte bis schwere Panik.)
Fluss Tara: Tiefblaues Wildwasser
Überall wurde uns empfohlen, zur Tara-Brücke zu fahren und den Blick in die Tiefe zu wagen. Zugegeben: Der Anblick war wirklich schön und einmal über den Fluss zu “ziplinen” war bestimmt auch ein cooler Nervenkitzel (den ich mich aber nicht getraut habe), doch das war es auch schon.
Viel schöner und besonderer ist es, wenn ihr euch einen Platz am Fluss sucht, an dem ihr auch wirklich zum Ufer kommt und das Wasser hautnah erleben könnt. Wir sind durch Zufall an einen solchen Ort gekommen und haben ganz einfach mit dem Auto angehalten. Baden oder wandern waren wir hier nicht, wenn mehr Zeit gewesen wäre, hätte ich es aber auf jeden Fall getan! Das Wasser ist wirklich unglaublich blau und wunderschön.
Der Schwarze See: ein Ruhepol im Wald
Leider nicht gratis, aber trotzdem einen Besuch wert ist der Schwarze See. Drei Euro kostet der Eintritt (obwohl uns unser zweiter Host dann mitgeteilt hat, dass es wohl auch einen freien Zugang gäbe) und hat man erst bezahlt, kommt man auf einen Waldweg, der von montenegrinischen Souvenirständen gesäumt ist. Hört sich jetzt nicht so verlockend an, ich weiß. Die Souvenirs sind aber ganz lecker und eventuell sogar eine Investition wert.
Ansonsten einfach bis zum schwarzen See vor gehen, etwas herum spazieren, ein kleines Picknick veranstalten und auf keinen Fall vom Regen erwischen lassen, wie wir es getan haben.
To-Do im Durmitor Nationalpark
- Den Tara-River besuchen (aber nicht von der Tara-Brücke aus)
- Am Schwarzen See picknicken
- Wildcampen (steht auf unserer Liste fürs nächste Mal)
- Den Savin Kuk erklimmen
- Frisches Quellwasser in den Bergen trinken
- Einfach fahren und bleiben, wo es einem gefällt
- Die Golden Hour genießen
Senj und die Küste / Kroatien
Den Abschluss unserer Reise bildete ein – verglichen mit unseren anderen Destinationen – etwas langweiliger Ort: Senj, ein Küstenort in Kroatien. Doch auch wenn Kroatien der Urlaubsort #1 ist, war es wohl der perfekte Abschluss unserer Reise, weil wir hier so richtig entspannen konnten. Die ersten zwei Nächte verbrachten wir sogar in einem Apartment mit Pool. Danach hieß es dann: Vorhang auf für den Meeraufenthalt.
Strände in Senj
Der direkte Strand, der zu Senj gehört, ist leider nicht so schön – er ist nicht nur mega überlaufen, sondern auch betoniert oder extrem zerklüftet. Das Wasser ist außerdem ölig und es gibt kaum bis gar keinen Schatten. Wir sind dafür an einen Strand gefahren, der etwa fünf Minuten mit dem Auto entfernt war. Ob er wirklich offiziell öffentlich zugänglich war, wissen wir bis heute nicht – es war aber wirklich schön und es gab keinerlei Probleme. Daher unser Tipp: Ein bisschen umschauen schadet nicht ;) Durch die Ruinen des Haludovo Palace Hotels
Ansonsten gibt es nur noch einen letzten Abstecher, den wir unternommen haben: Auf die Insel Krk, genauer gesagt in den Ort Malinska. Hier gibt es am Rand eine riesige verlassene Hotelanlage. Vermutlich ist auch diese offiziell nicht ganz zugänglich, aber ich kann euch versichern, dass ihr zumindest tagsüber dort nicht die Einzigen sein werdet.
Die Anlage ist schon sehr beeindruckend, soll doch vor Jahren sogar Saddam Hussein mit 250 Beleitern und Begleiterinnen dort gewesen sein und in einem extra für ihn mit Champagner gefüllten Pool geschwommen haben. Wenn das kein Grund zur Besichtigung ist, weiß ich auch nicht :P
To-Do an der kroatischen Küste
- Endlich einmal so richtig entspannen
- Geheime Strände entdecken
- Im Meer floaten
- Die verlassene Hotelanlage des Haludovo Palace Hotels besichtigen
- Leckere Pasta und Pizza essen (ja, die Nähe zu Italien ist oft spürbar)
Das war unsere kurze Roadtrip-Geschichte. Es wird noch ein Post mit Tipps und Tricks folgen. Bis dahin würde mich wahnsinnig interessieren, was ihr schon so für Roadtrips gemacht oder geplant habt? :)
Credits
Idee, Text: Diana Ranegger | Bilder: Clarissa Kober, Diana Ranegger und Daniel Wachmann